Die Möglichkeiten Warendorfs, sich auch bei internationalen Großveranstaltungen zu bewähren, waren erstmalig 1966 bei den III. Modernen Fünfkampfmeisterschaften des Conseil International du Sport Militaire (CISM) gegeben. Die Herausforderung lag nicht bei der Zahl der teilnehmenden Nationen (8) und der Sportsoldaten (26), sondern bei den protokollarischen Verpflichtungen, den sporttechnischen Anforderungen und den Erwartungen, die an die Qualität der Wettkampfstätten gestellt wurden.
In Anwesenheit des amtierenden Präsidenten der Union Internationale de Pentathlon Moderne, dem schwedischen General Sven Thofelt, selbst Olympiasieger von 1928, wurden die Wettkämpfe auf dem Marktplatz feierlich eröffnet. Ein Zeremoniell, das in den nächsten Jahren beispielhaft sein sollte, weil es von einem begeisterten Publikum begleitet wurde und durch die Kulisse der Bürgerhäuser eine besondere Atmosphäre erhielt. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General de Maizière, begrüßte die Teilnehmer und ihre Betreuer; Hauptmann Terharen, Jugendwart des Nordrhein-Westfälischen Verbandes, befehligte die Ehrenkompanie.
Wie die Wettkampftage verliefen, beschrieb ausführlich der aus dem Fechterlager kommende Sportjournalist Werner Beuys. Seine Eloge auf Warendorf wird hier im Wortlaut wiedergegeben, weil sie die Stimmung beschreibt, die über zwei Jahrzehnte für die Sportart Moderner Fünfkampf in Warendorf gegolten hat. Nur einem Außenstehenden steht es zu, so zu schreiben:
"Ich bin gerne bereit, das Amt des Disziplinchefs Fechten zu übernehmen, bitte aber um Verständnis, wenn sich meine Anwesenheit auf die unbedingt notwendige Zeit beschränken wird. So hatte ich auf die Einladung des Bundesministers der Verteidigung, bei den III. Internationalen CISM-Meisterschaften 1966 im Modernen Fünfkampf das Amt des Disziplinchefs Fechten zu übernehmen, geantwortet. Es würde also wie schon vielfach bei ähnlichen Gelegenheiten werden: Den Ablauf der Kämpfe und der Ergebnisse, außer dem Fechten, würde ich aus der Zeitung erfahren. Dann zeigte eines Tages die Wetterkarte im Fernsehen ein Dauerhoch, und der Urlaubskalender meldete noch einen Restbestand an freien Tagen. Das brachte schnell den Entschluss, eine ganze Woche in Warendorf zu bleiben, um den Fünfkampf in allen Disziplinen zu erleben. Selten hat sich ein spontanes Handeln besser gelohnt. Schönes spätsommerliches Wetter herrschte die ganze Zeit in der Stadt des Pferdes.
Diese Stadt, etwas verträumt in der westfälischen Ebene liegend, zeigte diesmal ganz besonders, von welchem modernen, fortschrittlichen Geist sie erfüllt ist. Dass die reiterlichen Anlagen hier hervorragend sind, versteht sich von selbst. Aber dass es hier einen bestechend sportgerechten und praktischen automatischen Pistolenschießstand gibt, das ist schon nicht so selbstverständlich, ebenso nicht die Schwimmanlage mit der neuen Heizungseinrichtung, die sehr gute Zeiten durch eine Wassertemperatur von 25° ermöglicht. Zur gleichen Zeit wurde von einem in Hamburg stattfindenden Länderkampf im Modernen Fünfkampf eine Wassertemperatur von 16° (!) gemeldet. Das Beste habe ich mir in Erinnerung für zuletzt aufbewahrt, die neue Sporthalle. Sie hatte noch einen ganz leisen Lack- und Leimgeruch, so neu war sie.
Sechs weitläufig angebrachte Fechtbahnen aus Kupfergespinst lagen straff gezurrt auf dem Kunststoffboden und ermöglichten einen schnellen Ablauf des Fechtturniers in Rekordzeit. Die Halle legte eine so überzeugende Eignungsprobe ab, dass am selben Abend noch die Deutschen Juniorenmeisterschaften im Fechten, die alljährlich zwischen Weihnachten und Neujahr stattfinden, hierhin vergeben wurden. Meine Begeisterung für diese Sportstätten in einer kleinen Stadt wird der verstehen, der weiß, dass ich aus der Hauptstadt des Landes komme, zu dem Warendorf gehört, und das als das volksreichste und einkommensstärkste der Bundesrepublik gilt. In ihr gibt es nicht, trotz vieler Versprechen, eine einzige Sporthalle wie die in Warendorf in ihrer praktischen Schönheit.
Und der sportgerechte Pistolenschießstand in der großen Stadt wird von behördlichen Anordnungen immer mehr eingeengt (Samstagnachmittag und Sonntag Schießen verboten!), mit dem Ziel, das Schießen hier ganz zu unterbinden, ohne dass durch einen Ersatzbau an anderer Stelle ein Ausgleich zu erwarten wäre.
Die Bürger der Stadt Warendorf dagegen haben ein deutliches Zeichen dafür gesetzt, wie gesunder Unternehmungsgeist aussehen kann. Aber sie haben nicht nur totes Material zur Verfügung gestellt, sondern auch Menschen, die sich mit einer guten Sache identifizieren. Mir ist keine deutsche Stadt bekannt, in der der Stadtdirektor, ein Amtmann und ein Oberinspektor eine Woche lang vom Sonnenaufgang bis tief in die Nacht hinein mit beiden Beinen so in einer sportlichen Angelegenheit stehen wie hier. Und wenn das alles in einer so kameradschaftlichen Zusammenarbeit mit dem am Ort befindlichen Olympiade-Komitee für Reiterei und vor allem mit den Bundeswehreinheiten, vom örtlichen Raketenbataillon bis zur Sportschule Sonthofen koordiniert ist, dann muß etwas Gutes daraus werden. Und es lief organisatorisch alles so sicher und einwandfrei, dass es eines Einsatzes der Musik an der falschen Stelle während der Siegerehrung auf dem Marktplatz mit den jahrhundertealten Häusern bedurfte, um zu zeigen, dass es überhaupt noch Möglichkeiten zum Machen von Fehlern gibt. So werden die III. Internationalen CISM-Meisterschaften 1966 im Modernen Fünfkampf, über deren sportlichen Ablauf an anderer Stellte berichtet wird, bei mir und sicher auch bei vielen anderen ausländischen und deutschen Teilnehmern, untrennbar mit guten Gedanken an die Stadt Warendorf verbunden sein und bleiben."